Reitschule von Renken, Der Offenstall

Richard mit Marina und Jürgen

Richard betrat, gefolgt von Marina, den Offenstall. Zigarettenrauch stieg ihm in die Nase und da es auf dem Renkenhof nur einen Raucher gab schlußfolgerte Richard, dass sein Sohn noch hinter dem Offenstall stand und rauchte. Er erhob ein wenig seine Stimme und fragte seinen Sohn. "Jürgen, welches Pferd soll ich für Frau Lindner nehmen? Sie würde gerne ein paar Runden auf dem Reitplatz drehen. Allegro kann ich ihr ja schlecht anbieten." Mit seinem Hengst kam niemand zurecht, außer ihm selbst. Eigentlich hätte Richard nicht zu fragen brauche, immerhin war er der Herr auf dem Hof. Aber da er ja endlich das Verhältnis zu Jürgen verbessern wollte, bemühte er sich auch diesem zu zeigen, dass er ihn als Geschäftsführer anerkannte. Hoffentlich sah sein Sohn das auch so.

Richard mit Marina und Jürgen

Pferd - für Frau Lindner? Jürgen nahm noch einen letzten tiefen Zug und warf die Zigarette auf den Kies am Rande des Offenstalles, wo er sie mit dem Fuß austrat. " Nicht wirklich.." Er löste sich von der Wand, gegen die er sich gelehnt hatte. Sein Worte waren wohl laut genug, um von seinem Vater gehört zu werden. Allegro - nein, nicht mal er selber ritt diesen Araber - jedenfalls nicht freiwillig. Bei dem .. brauchts erst mal ein Join-up und ein paar Monate Bodenarbeit bevor man den auf Reiter loslassen kann.. Verärgert den Kopf schüttelnd betrat er den Offenstall. "Ehrlich, Dad - damit bin ich.. Ob ich vielleicht Feierabend habe?!" Jürgen war wirklich verärgert und so hörte er sich auch an. Sein Vater wusste doch noch, dass er mit Leander verabredet war - und eigentlich noch unter die Dusche wollte! "Wo soll ich denn jetzt auf die schnelle.. Domino? Davito?" Irritiert zog Jürgen die Augenbraue in die Höhe, denn ihm war nicht einmal bekannt, dass Marina Lindner überhaupt reichen konnte. Deren Tochter Janina hatte nichts erwähnt, Melanie war blutige Anfängerin und kam mit Davito halbwegs klar, aber.. "Verdammt noch mal! Warum sagt mir denn nie Jemand Irgendwas?!" Mit einem heftigen Tritt gegen die Holzwand eines Unterstandes machte Jürgen seinem Ärger Luft und natürlich erschrak Andiomo hinter ihm und fuhr mit zurückgelegten Ohren von der Futterkrippe zurück. "Egal.. Davito ist ok, denke ich." Jürgen trat auch von der Wand wieder zurück und schickte sich an, an seinem Vater vorbei zu gehen. Der würde das Pferd selber noch einmal holen und fertigmachen müssen, denn er hatte die Zeit nicht mehr. "Davitos Sattel und Trense ist in der Sattelkammer, das Führseil auch.. Du weißt dann schon, dass er nach Parelli ausgebildet ist, ja?" Jürgen bezweifelte, dass der Name seinem Vater irgendetwas sagen würde, oder dieser gar nach dessen Richtlinien mit ihm umgehen würde, aber einmal war in dem Fall keinmal. Davito würde das wohl verkraften und falls nicht, würde er ihn eben wieder korrigieren müssen.

Richard mit Marina und Jürgen

"Oh Jürgen, ja is gut. Hätte ich Dich nicht gefragt, währst Du auch ausgeflippt. Ich möcht´s Dir nur einmal recht machen können. Außerdem hätte ich Dir das mit Marina gar nicht sagen können, dass hat sich ganz kurzfristig ergeben." Ok, das stimmte so ja nicht ganz. Immerhin hätte Richard es gegenüber Jürgen vorhin im Aufenthaltsraum kurz erwähnen können. Aber dort war ja auch schon nicht mit seinem Sohn zu reden gewesen. "Davito also, alles klar. Danke, ich kommt dann schon zurecht. Jaja Du und Dein Pferdehokuspokus." Murmelte Richard noch in seinen Bart.
"Es tut mir sehr leid Marina." Meinte er, den Umstand bedauernd, dass sie diese unschöne Szene zwischen ihm und seinem Sohn mitbekommen hatte.
"Ich hole eben Sattel und Trense oder kommen Sie doch einfach mit, dann wissen Sie gleich wo Sie alles finden, falls Sie mal alleine ein Pferd satteln."

(-->zur Sattelkammer)

Richard mit Marina und Jürgen

Mir Recht machen wollen -alles klar.Jürgen bezweifelte, dass sein Vater diese Absicht hatte, allerdings ging es in diesem Fall auch gar nicht darum. "Es geht darum, es den Pferden und in diesem Fall Deiner Frau Lindner Recht zu machen - nur um das klarzustellen." Jürgen merkte selber, dass er sich gerade im Ton vergriff. Finster sah er seinen Vater an und machte wütend auf dem Absatz kehrt. ""Schön, dass zu Recht kommst..Ich habe eh' keine Zeit mehr für den Quatsch, echt." Jürgen war gerade im Begriff zu gehen, als er die gemurmelten Worte seines Vaters wahrnahm. Hokospukus? Ich glaub', ich steh im Wald.. Gereizt fuhr er herum und sah seinen Vater mit finsterer Miene an. "Ob ich wohl mein Geld damit verdiene? - Egal.. Erstens hat es nichts mit Zauberei zu tun, sondern mit Empathie.. ach, sorry für das Fremdwort.." Er machte eine wegwerfende Bewegung mit der linken Hand, während er mit der rechten Hand ein an der Stallwand hängendes Halfter abnahm. "Davon verstehst Du ja bekanntlich nicht so viel." Er sah seinen Vater nicht an, sondern betrachete das Halfter, das an einer Schnalle abgerissen war. Na, toll.. als ob ich nichts Besseres zu tun hätte.."Im übrigen braucht Dein Pferd ganz dringend Hokuspokus, um Deine Worte zu verwenden." Jürgen war immer noch wütend und stapfte gereizt aus dem Offenstall. Vor der Tür grüßte er kurz Marina Lindner und ging dann mit langen Schritten quer über den Innenhof auf die Villa zu, in dessen obersten Etagen er sich eingerichtet hatte.

--(geht in seine Wohnung]

Richard mit Marina

"Sag mal, wie sprichst Du eigentlich mit mir?" Brauste Richard auf, doch dann wurde ihm plötzlich klar, dass es wohl besser wäre, wenn zumindest er sich ein wenig zurücknehmen würde. Er hatte doch vor sein Verhältnis zu Jürgen zu verbessern und er hoffte wirklich, dass sein Sohn dazu bereit war. Doch im Moment sah es nicht danach aus. Es verletzte ihn sehr, in welchem Ton Jürgen in abkanzelte. "Ich wollte Dich wirklich nicht von Deinem Feierabend abhalten." Erwiderte der Mann leise, er war sich auch nicht sicher ob sein Sohn seine Worte noch gehört hatte. Gerade fühlte er sich alt, verbraucht und unverstanden. Niedergeschlagen ließ er die Schultern hängen als er mit Marina in die Sattelkammer trat.

(--> zur Sattelkammer)

Richard mit Marina, Jürgen geht

"Also, falls es so gar nicht passt.." Marina unterbrach sich, weil Richard von Renken aufbrauste. Er warf ihm den Ton von eben vor, in dem er diesem noch hinter her brüllte. Marina bezweifelte, dass Jürgen das noch hörte, oder hören wollte und die Bemerkung wegen des Feierabends hörte Jürgen mit Sicherheit nicht mehr. Sie allerdings entnahm der Entschuldigung des älteren Herrn ihr gegenüber und vor Allem seiner Körperhaltung, dass dieser gerade niedergeschlagen war. "Sie brauchen sich bei mir nicht entschuldigen, Richard. Da ist wirklich alles gut." Sie folgte ihm in die Sattelkammer und genoss den Geruch von Leder und Lederwachs, ebenso wie sie den Duft nach frischem Heu in der Stallgasse genossen hatte. Im Grunde ihres Herzens fühlte sie mit Richard mit, denn Jürgen hatte sich im Ton eindeutig vergriffen und war obstinat. Trotzdem konnte sie dessen Verhalten nachvollziehen, denn ihr Jan hatte ganz ähnlich reagiert, wenn man dessen Kompetenzen und Fähigkeiten derart in Frage gestellt hatte. Keinesfalls jedoch würde sie sich jetzt ungefragt einmischen, denn sie stand sonst ganz schnell zwischen den Fronten. Jürgen war für sie ein Geschäftspartner, da konnte sie sich wohl kaum in dessen Beziehungen mischen und doch hätte sie gerne einen Rat gegeben. Gerade weil sie keine persönliche Bindung an Jürgen hatte und nicht gefühlsmäßig involviert war, sah sie die Angelegenheit von außen - und in einem anderen Licht. Jürgen war ja nach ihren Informationen nicht zum reinen Vergnügen in den USA gewesen, sondern hatte sich dort weiter gebildet und sein Fachwissen aus erster Hand bezogen - und meinte nun zu Recht, dass das auch des Vaters Anerkennung finden müssen. Abgesehen davon ist er derzeit einer der besten Reiter des Landes..
Marina schwieg und beobachtete, wie Richard nach dem Sattel und der Trense für Davito sah. [/i]Alles ist sehr sauber und ordentlich mit Namen der Pferde versehen .. [/i] Als Geschäftsführerin einer Pension hatte sie einen Blick für derartige Kleinigkeiten und falls das auf Jürgens Einfluss zurück ging, machte der seine Sache wohl auch außerhalb seiner eigentlichen Berufung sehr gut - und biss bei seinem Vater auf Granit.

(--->Sattelkammer)

Richard mit Marina

(aus dem Offenstall kommend)

"Aber ja." Marina nicht zu Richards Frage, hatte sie doch im Stillen gehofft, dass er seinen Stolz überwand. Er wirkte so verzweifelt in seiner inneren Not, dass sie ihm trösten eine Hand auf den Unteram legte. Sie war ein bisschen enttäuscht, dass musste sie schon vor sich selbst zu geben, aber was bedeutete eine verschobene Reitstunde schon gegenüber einer Beziehung, die vielleicht noch zu retten war? "Nun.. aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, nicht wahr?" Marina lächelte, obwohl sie die Enttäuschung nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen konnte. "Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen wirklich helfen kann, aber ich will es gerne versuchen." Marinas Worte waren freundlich, offen und wie gewohnt warm. Sie selbst bemerkte nicht, dass sich in ihre Stimme ein nahezu zärtlicher Ton geschlichen hatte.
"Aber .. wollen wir nicht vielleicht.. " Suchend sah sich in der kleinen Sattelkammer um und schmunzelte, denn der einzig möglich Sitzplatz war ein Westernsattel der vor der Wand aufgebockt war.

Richard mit Marina

"oh - ich will mal sehen, wie ich mir ein Teil des Wochenendes frei schaufle. Da arbeiten wir mit halber Kraft, sozusagen nicht mit Volldampf, und Janina ist ja auch noch da, nicht wahr?" Lachend nahm Marina den ihr angebotenen Arm. "Sie werden Lachen - ich traue mich." Verschmitzt sah sie ihn von der Seite an, denn er war ein wenig größer als sie. Sie war schon gespannt, wie diese schöne Villa von innen aussah. "Oh - es gibt nur zwei Optionen - entweder ich werde zum Abendessen verzehrt.. oder es ergeht Ihnen wie den Löwen mit Daniel."


tbc: Renkenvilla, EG, Richardswohnzimmer