Reitschule von Renken, der Aufenthaltsraum

Richard pfiff fröhlich vor sich hin, während er den Abwasch erledigte. Im Geist setzte er einen Geschirrspüler ganz oben auf seine Einkaufsliste. Er würde Jürgen einfach damit überraschen.

Die Kaffeemaschine verströmte den Duft von frisch gebrühtem Kaffee und nachdem Richard endlich die letzte Tasse abgetrocknet hatte, goß er sich gleich etwas Kaffee in diese. Im Kühlschrank fand er noch etwas Milch. Da diese aber schon fast leer war suchte er in den Schränken gleich nach einer neuen. Er registrierte, dass nur noch wenige Päckchen da waren und notierte auch Milch auf seiner Liste.

Nachdem er seinen Kaffee getrunken hatte, schnappte er sich die Einkaufsliste und machte sich auf den Weg in Einkaufszentrum.

(-> Elektronik Fischer)

df. Elektronik Fischer

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

Im Gegensatz zur Haustür ging die Tür zum Aufenthaltsraum zum Glück nach innen auf. Schwer atmend stieß Richard diese auf, nachdem er die Klinke mit dem Ellenbogen nach unten gedrückt hatte. Da er rückwärts in den Raum herein kam konnte er auch nicht sehe ob und wo jemand sich im Raum aufhielt. Zielstrebig ging er auf die Küchenzeile zu und stellte dann, gleichzeitig mit Christian, die Maschine ab. "Puh, das Teil hat doch ein ganz schönes Gewicht. Danke Herr Reuter." Erst jetzt registrierte der Jürgen und einen fremden Mann, die wohl schon im Aufenthaltsraum gewesen waren. "Hallo Sohn. Guten Tag." Begrüßte er die beiden.

[b[Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)]/b]



Ungeduldig schlug Jürgen den Kalender wieder zu. Er hatte kaum mehr Zeit, denn der Reiter, den er jetzt erwartete, würde hatte kaum Spielraum, die Stunden nach hinten zu verschieben - auch nicht um Minuten. "Ich muss.." Jürgen unterbrach sich, als plötzlich die Tür zu dem kleinen Raum aufgestoßen wurde. Schnell trat er zur Seite, denn er sah, dass sein Vater rückwärts eintrat und wollte nicht gerade von diesem über den Haufen gerannt werden. Was schleppte er denn da bloss mit sich, dass Christian mit anfasste? Dieser allerdings kam ihm gerade Recht. "Hallo. Ob ich wohl einen Namen habe?!" Jürgen war genau so ärgerlich, wie er sich anhörte und machte keinerlei Anstalten zu helfen - durfte er ja ohnhin nicht. Alles in ihm sehnte sich danach, endlich vom Vater als Sohn anerkannt zu werden. Unbewusst versuchte er immer wieder, es diesem Recht zu machen und litt darunter, dass statt Lob nur Kritik bei ihm ankam. Dennoch fühlte er sich unwohl und geradezu hereingelegt, als sein Vater ihn mit "Sohn" ansprach - schließlich behandelte er ihn sonst auch nicht gerade so wie einen solchen - schon gar nicht wie einen auf den man als Vater stolz sein konnte! "Ah - Christian, Dad- das ist Markus Weidemann - unsere neue Hilfskraft. Er ist in Teilzeit hier und wird, Ihnen Chris, die groben Arbeiten abnehmen. Sie haben dann wieder mehr Kapazitäten für ihre eigentliche Berufung und die Pferde frei." Jürgen sah aus, als ob er eine Überraschung für Christian hatte, und das war es für diesen ganz offensichtlich auch. Irritiert stellte er die schwere Spülmaschine ab und sah Jürgen verdutzt an. "Ich soll wieder mit reiten? Isses wahr?!" Erfreut und doch irritiert musterte er abwechselnd den Juniorchef und dessen Vater an. Ihm war bekannt, dass diese beiden kaum ein gutes Haar aneinanderließen und mehr als einmal hatte Richard von Renken die Entscheidungen seines Sohnes nicht nur in Frage gestellt, sondern gar revidiert. "Sehe ich aus, als mache ich einen Witz? Sie wissen, was ich von ihren reiterlichen Qualitäten halte. Außerdem bin ich für die nächsten zwei, drei Tage außen vor. Sie werden für mich einspringen müssen." Jürgen zuckte die Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit kurz dem Anbindeplatz vor dem Offenstall zu, den er aus dem kleinen Fenster im Blick hatte. Dort putzte sein Reitschüler gerade sein Pferd. "Was soll das eigentlich werden, wenn es fertig ist?" Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe und deutete mit einem Nicken seines Kopfes auf die Spülmaschine.

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

"Schön Sie kennenzulernen Herr Weidemann, Richard von Renken." Richard hielt Markus kurz die Hand hin, während er weiter dem Gespräch zwischen seinem Sohn und seinem Helfer lauschte. Etwas irritiert nahm er zur Kenntnis, dass Jürgen die nächsten Tage keine Zeit zum Reiten hatte, wollte ihn aber nicht vor versammelter Manschaft danach fragen. Der ältere Mann zuckte etwas zusammen, als sein Sohn plötzlich das Wort an ihn richtete. Hatte ihn die Zurückweisung bei der Begrüßung gerade eben doch etwas verletzt. Er hatte das Sohn nicht abwertend gemeint. Aber wieder einmal hatten die beiden von Renken Männer aneinander vorbei geredet.
"Nach was sieht's denn aus, Jürgen?" Er betonte den Namen extra und wußte doch sofort, dass er seinen Sohn damit wieder gegen sich aufbrachte. "Nachdem ich heute den Abwasch von ich weiß nicht wie vielen Tage gemacht habe, hab ich mich gefragt, warum wir keine Geschirrspülmaschine haben. Eigentlich wollte ich dich damit überraschen, dass sie schon fertig eingebaut ist, aber das hat jetzt leider nicht geklappt." Richard wirkte ein wenig enttäuscht deswegen. "Und damit du nicht denkst, ich bin blöd, ja ich hab auch gleich noch einen Vorrat an Tassen und Tellern besorgt. Ich werd' auf jeden Fall das Gerät jetzt mal anschließen, dann steh ich hier keinem im Weg um. Ach Jürgen, würdest du mir vielleicht noch verraten, was dich die nächsten Tage vom Reiten abhält? Hab ich irgendwelche wichtigen Termine vergessen?" Im Moment wirkte Richard alles andere als souverän, er wollte doch einfach nur seinem Sohn zeigen, dass dieser im wichtig war und dass er es gut fand, wie dieser den Reiterhof führte. Er wollte doch gar nicht mehr so viel mitmischen. Hatte er doch jetzt eigentlich etwas ganz anderes im Kopf. Ihm fiel Marina ein und ein kleines Licht glomm in seinem Herzen auf.

Richard u. Jürgen, (Chris u. Markus mitgeführt)

"Nach Arbeit?" Darauf dass sein Vater ihn soeben betont beim Vornamen genannt hatte, ging Jürgen nicht weiter ein. Es war völlig irrelevant, wie dieser ihn ansprach. Er würde ihn ohnehin nicht anerkennen weder als Sohn, noch als Geschäftsführer. Darüber war sich Jürgen so sehr im Klaren, dass er erwartete, jeden Augenblick zurechtgewiesen zu werden - oder aber seine Entscheidungen revidiert zu werden. Missmutig betrachtete er die Spülmaschine und zuckte dann mit den Achseln. Er war jedenfalls nicht derjenige, der sie anschließen würde. Entsprechend überrascht war Jürgen, darüber dass sein Vater nicht weiter auf Markus einging, sondern sich über den Abwasch ausließ. "Deswegen also die Spülmaschine." Jürgen zuckte mit den Achseln und war schon halb zur Tür hinaus, als er zur Kenntnis nahm, dass sein Vater ihn gerade um Einzelheiten der neuen Planung bat. "Termine - nein,nein. Ich bin da und unterrichte auch. Ich darf aus gesundheitlichen Gründen weder reiten, noch schwer heben." Er sprach darüber, als sei das völlig selbstverständlich. Sein Vater würde sich ohnehin vermutlich keine Sorgen um ihn machen und er machte sie sich auch nicht. Klar, hatte er noch Schmerzen, so er das Schulterblatt bewegte, aber die würden vorübergehen. Auf dem kleinen Bord neben dem Türrahmen stand ein gut bestückter Verbandskasten, aus dem er die Tube "Voltaren" holte. Immerhin hatte man ihm dazu geraten, sich die Schulter und Rücken damit einzureiben und daran wollte er sich halten.

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

"Wie aus gesundheitlichen Gründen? Hey, kannst du mal hier bleiben und rennst nicht unterm Gespräch weg? Dein Schüler wird wohl noch ne Minute auf dich verzichten können." Richard registrierte, wie Jürgen sich die Tube "Voltaren" aus dem Verbandskasten fischte. "Soll ich eben...?" fragte er und sah seinen Sohn bittend und nicht fordernd an." Verdammt noch mal das ist doch nicht so schwer. Ich will dir doch nichts bödes Junge. Ich liebe dich doch. Am liebsten hätte er es hinaus geschrien, trotzdem blieb er stumm. Sein Stolz verbot es ihm lange auf eine Antwort von Jürgens Seite zu warten und so begann er damit, die Verpackung des Geschirrspülers auseinander zu nehmen. Jetzt war es an Jürgen einen Schritt auf ihn zuzugehen.

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

Jürgen fuhr herum, denn die Frage seines Vaters, ob er ihm helfen könne, klang erstens eher wie eine Bitte, denn wie eine Frage und war zweitens vom Gefühl her so fremd, dass er zunächst keine Antwort parat hatte. "Ich - also.. Nein.." Für ihn untypischerweise geriet Jürgen zunächst in Erklärungsnot, während er in der Tür stehenblieb.
Schließlich holte er tief Luft, um in Ruhe antworten zu können. Immerhin sprach er mit seinem Vater und als ein solcher, hatte er doch das Recht darauf die Gründe für seinen vorübergehenden Ausstieg aus der Reiterei zu erfahren, oder? Außerdem hatte er so gefragt, als ob er ihm wirklich gerne helfen würde - und wer sollte das auch sonst? Für den Bruchteil von Sekunden tauchte das Antlitz Melanies vor seinem inneren Auge auf, das er schnell wieder verdrängte. "Ja - der Reitschüler könnte warten, aber in einer Minute ist das nicht zu erledigen." Jürgen ahnte, dass er sich gerade mehr als unglaubwürdig anhörte. Andererseits wusste er nicht genau, wie nun reagieren. Es war mal wieder typisch für seinen Vater, gar nicht erste seine Antwort abzuwarten, sondern sich sofort wieder wichtigeren Dingen zuzuwenden - Spülmaschinen zum Beispiel. "Ich habe mir die Schulter und Rücken geprellt. Das wurde mit einem Verband ruhiggestellt. Ich könnte also erst nach Feierabend auf Deine Hilfe zurückkommen." Innerlich verdrehte Jürgen die Augen, aber er schaffte es einfach nicht, normal und vertraut mit seinem Vater zu sprechen. Es war doch sein Vater - was war daran so schwer, sich diesem anzuvertrauen? Verständnislos den Kopf schütteln beobachtete er seinen Vater, der die Spülmaschine auspackte, und überlegte, ob er mit Leander darüber sprechen konnte. Diesen hatte er auch sträflich vernachlässigt und so wusste er gar nicht, wie es um diese Freundschaft bestellt war.

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

Als Jürgen ihm erzählte, dass er sich Prellungen an Schulter und Rücken eingehandelt hatte, hielt Richard in seinem Tun inne und kam dann auf seinen Sohn zu. "Mensch Junge, bist du vom Pferd gefallen, oder was ist passiert? Warum sagst du mir das nur so nebenbei? Ich... ach...." Hilflos zuckte Richard mit den Schultern und sah seinen Sohn bekümmert an. "Naja ich, also wenn du willst, creme ich dir den Rücken und die Schulter heute Abend ein, wenn du geduscht hast und auch sonst so weit fertig bist." Mehr konnte er im Moment nicht für ihn tun und er hoffte, dass Jürgen wenigstens diese Fürsorge zulassen würde. "Du weißt ja wo du mich findest." Setzte er noch hinzu. Dann wandte er sich wieder der Spülmaschine zu, da er damit auf jeden Fall vor dem Abendessen noch fertig sein wollte.

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

"Vom Pferd gefallen - ich?" Jürgen hörte sich an, als wäre das völlig aus der Luft gegriffen. Christian, der neben ihm stand und auf Markus wartete, verkniff sich sichtlich ein Grinsen. Bisher war noch keine Meister vom Himmel gefallen - wohl aber schon mal vom Pferd. "Ich bin vom Heuboden gefallen - genauer gesagt gestern von der obersten Sprosse der Leiter abgerutscht." Jügens Tonfall sprach von Unglauben und Christian grinste jetzt deutlich sichtbar, was ihm einen freundlichen Seitenhieb seines Juniorchefs einbrachte. "Das ist nicht witzig, Christian.", fauchte Jürgen, während er die Salbe in seine Jackentasche steckte. Als er wieder aufsah musste er jedoch gleichfalls feixen. Vom Pferd war er schon seit Monaten nicht mehr gefallen - dafür ritt er zu gut - aber von der Leiter fallen! "Na,gut - ist doch witzig." Das zuzugeben kostete ihn kein Zacken in der Krone. "Dad - es ist nebenbei passiert und schien nicht wichtig - von daher sah ich keinen Sinn darin, dass noch groß und breit zu erwähnen. Es ist nun mal, wie es ist und - ja, ich weiß wo ich Dich finde, Danke."
Mit seiner rechten Hand machte er eine abwinkende Geste, denn ihm wurde das zu viel - zu eng gewissermaßen.
"Tut mir Leid, Leute. Ich muss. Markus - Sie können den Rest mit Christian besprechen."

Mit diesen Worten und einer langen Gerte, die an der Wand gelehnt hatte, verließ Jürgen den Aufenthaltsraum.
Wenige Momente später sah man ihn mit raumgreifenden Schritten zum Reitplatz gehen.

Ende der Szene

Richard u. Jürgen, Chris u. Markus mitgeführt)

Richard enthielt sich wohlweislich eines Kommentars als Jürgen so tat als könnte es ihm nie passieren mal vom Pferd zu fallen. Wollte er doch seinen Sohn nicht noch mehr gegen sich aufbringen. Es tat gut zu sehen, dass sich Jürgen mit seinem Mitarbeiter Christian so gut verstand. Hoffentlich paßte der neue Mann auch in das Team. Nachdem Jürgen den Raum verlassen hatte widmete sich Richard wieder dem Aufbau der Spülmaschine. Wieder einmal dachte er bei sich, dass hier eindeutig eine Frau im Haus fehlte, die mal vermittelnd eingreifen könnte zwischen Jürgen und ihm.


Szenenende