RE: Lindnerhof/Speisesaal - 2

"Danke schön." Es blieb offen, ob Carla das Eis meinte, oder den Umstand, dass Simon die Waffe verschwinden ließ. Immerhin wußte man ja nie, welche verqueren Gedanken sich die Mitmenschen machte, wenn sie eine Waffe sahen. Ok, Simon konnte ihr Bodyguard sein, oder was auch immer, aber die Waffe, zusammen mit seinem momentanen Äußeren gab doch zu wilden Spekulationen anlass.
Die junge Frau beobachtete Simon, wie er die Schokoladensoße beäugte und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Ich hab eigentlich nichts anderes erwartet." Gluckste sie, als er meine es würde köstlich schmecken. Sie schob sich selbst einen Löffel Eis mit Erdbeersoße in den Mund und genoß den Geschmack. Es war nichts besonderes, aber es schmeckte lecker. "Wollen Sie probieren?" Carla hielt Simon hier Schüsselchen hin

"Oh -nichts zu Danken. Für Sie tue ich Alles.." Das Eis sah gut aus und als er es so gespielt kritisch beäugte, lachte Carla wieder dieses nette glucksende Ladchen, dass er so gerne hörte. "Sie haben gut Lachen.." Simon verzog seinen Mund, als er von dem Eis kostete, denn der Zucker darin ließ seinen Zahn im Unterkiefer erneut Schmerzen, aber das war es in jedem Falle wert - und morgen würde er wohl nach einer Stippvisite im Büro zum Zahnarzt müssen.
"Oh, wenn Sie mich so fragen..Wer kann dazu schon Nein sagen?" Lächelnd beobachtete Simon, wie sie ihm ihr Schälchen ein bisschen zu schob und verkniff es sich das Zitat aus der Werbung mit "Mon cherie" zu ergänzen. Das konnte leicht mißverstanden werden, oder aber Carla verstand genau, wie er meinte und darüber - so fürchtete er - wäre sie wohl auch nicht glücklich. Immerhin hatte sie deutlich genug zu verstehen gegeben, dass sie ihm mißtraute - auf der ganzen Linie. Da käme ein Geständnis seiner für sie aufkeimenden Gefühle wohl mehr als unpassend. "Ich darf?" Zögernd streckte er seine Hand aus und nahm ihren Löffel in die Hand, denn die Mischung aus Erdbeere und Schokolade war schon nicht jedermanns Geschmack. Seine Hand kam dabei der ihren so nah, dass diese einander beinahe berührten und für Sekunden gestattete er es sich, sich vorzustellen, wie sich ihre zarte Hand wohl auf seiner Hand oder an seiner Wange oder aber ganz woanders anfühlen mochte. über letzteren Gedanken erschien eine leichte, kaum wahrnehmbare, Röte auf seinen Wangen, die durchaus der Wärme im Raum zugeschrieben werden konnte.

Eine Augenbraue schnellte hoch, als Simon meinte er würde alles für sie tun. Was wollte er ihr damit nun wieder sagen. Flirtete er tatsächlich immer noch mit ihr. Auch seine nächsten Worte zeigten dies fast überdeutlich. Als er dann auch noch ihren Löffeln nahm um von ihrem Eis zu probieren konnte sie nur nicken, das hatte sie niemals erwartet. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken und sie hatte Angst ihre Stimme würde ihre gerade nicht gehorchen. Jetzt wird das Eis dann gleich noch besser schmecken. Schoß es ihr durch den Kopf und auf ihrem Gesicht erschien eine zarte Röte. Sie schlug die Augen nieder.

Die Anziehungskraft die Simon in seiner Hand zu spüren meinte, ließ ihn diese mit dem Löffel schnell zurückziehen.
Er probierte das Erdbeereis und drehte dabei den Löffel in seinem Mund um, um ihn auch ja ganz ablecken zu können. "Hmm.. köstlich." Er legte den Löffel noch nicht ab, sondern ließ ihn für einen Augenblick in der Luft über seiner noch nahezu unbenutzten Serviette schweben. "Ein magischer Moment.. Soll ich?" Er deutete an den Löffel abwischen zu wollen. Er erklärte nicht, welcher von diesen Momenten er als magisch hatte bezeichnen wollen - für ihn waren es sowohl, der Moment in dem das Eis auf seiner Zunge schmolz, als auch der an dem sich ihre Hände beinahe bereit hatte und sogar der Augenblick, in dem ihr Löffel die Schwerkraft kurz außer Kraft zu setzen schien. Das waren alles kostbarste Momente, von denen er hoffte, sie nicht einfach zu vergessen. Eine leichte zauberhafte Röte erschien auf Carlas Wangen und Simon hielt für eine Sekunde den Atem an, als Carla ihre Augen niederschlug. Fast stieg so etwas wie eine Enttäuschung in ihm auf, aber auch die diffuse Angst, er habe etwas getan, was sie verletzt hatte. "Entschuldigung, Carla. Ich wollte nicht... Ihnen zu nahe treten?" Er legte den Löffel nun einfach ab und fasste mit einer zarten, entschuldigenden Geste nach ihrer Hand. Obwohl seine Hand die ihre beinahe vollständig abdeckte, legte er sie nicht ab sondern, ließ sie wie eine schützende Höhle über ihrer - aus der sie diese jederzeit wieder würde zurückziehen können.

Nein, gib mir meinen Löffel. Fast hätte sie es laut ausgesprochen und nach dem Löffel gegriffen als sie sah, das Simon diesen an seiner Serviette abwischen wollte. Manchmal siegte wohl das Gefühl über den Verstand und dies war so ein Moment. "Es... alles ist gut,...Sie... es gibt nichts, was ich entschuldigen müßte." Sie blickte ihn an und für einen kurzen Augenblick versank sie in seinen grauen Augen. Die Wärme, die von seiner Hand ausging, wanderte wie ein Lauffeuer über ihren Arm und erwärmte langsam ihren ganzen Körper. Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, aber es kam kein Ton über ihre Lippen.

Carla.. In diesem gedachten Wort lag alle Wärme und Zärtlichkeit, die Simon gerade empfand. Obwohl er ihre Hand kaum berührte, empfand er dies als sehr, sehr angenehm, so dass er die Hand nicht zurück zog, um sein Eis zu essen. Gerne wollte er sagen, dass er sich darüber freute, sich getäuscht zu haben - etwas, dass ihn selbst erstaunte - , aber er schwieg. Carlas blaue Augen trafen die seinen und er hielt ihrem Blick stand. Ihrer beiden Blicke schienen ineinander zu versinken und um nichts in der Welt wollte Simon diesen Augenblick mit einem Wort, und sei es noch so nett, zerstören. Sein Eis schmolz und obwohl er geschmolzenes Eis nicht mochte, ja als unangenehm empfand, zog er seine Hand nicht zurück. Um nichts in der Welt wollte er diese kostbare Spannung zwischen ihnen stören, so dass er auch darauf verzichtete, sein Eis mit der linken Hand zu essen.
Wenn es schmilzt - dann schmilzt es eben.

"Das Eis...." Carla wollte den Augenblick nicht zerstören und doch, die in ihr widerstreitenden Gefühle ließen sie die Worte aussprechen. Ihre Hand ließ sie jedoch in Simons ruhen. Sie biß sich auf die Unterlippe, als wollte sie verhindern, dass noch weitere Worte aus ihrem Mund schlüpften.

Ist nicht halb so süß, wie Du gerade.. "Ja, das schmilzt wohl auch dahin.. " Seine Worte waren ein Flüstern, fast nur ein Hauch, als er Carla mit seinem linken Zeigefinger leicht unter dem Kinn berührte und sich nach vorne beugte. Immer noch lag ihre Hand unter seiner und ihre Gesichter kamen einander so nah, dass ihr Atem seine feinen Barthärchen sich aufstellen ließen. Simon überhörte eine mahnende innere Stimme, die ihn warnen wollte. Er verlor sich gerade rettungslos in die entzückendste Frau, die er je gesehen hatte. Vorsichtig und sanft, wie um sie nicht zu erschrecken, kam er ihr noch näher und küsste sie zärtlich. Er kostete ihre Lippen gleichsam einem süßen Bonbon und erwartete gleichzeitig.. ja, was eigentlich? Würde sie diesen Kuss erwidern, oder ihm uncharmant eine runterhauen. Egal.. selbst wenn sie mir jetzt den Kiefer ganz bricht.. oder was auch immer.. das wäre es wert gewesen..

Carla beobachtete, wie Simons Gesicht dem ihren immer näher kam, nachdem er es mit einem Finger unter ihrem Kinn etwas angehoben hatte. Sie wußte was jetzt unweigerlich folgen würde. Wollte sie das? Sie konnte sich dem Bann seiner Augen und seiner Berührung nicht widersetzen. Dann spürte sie seine Lippen auf den ihren, er küßte sie, sanft und zärtlich, nicht fordernd. Carla erlaubte es sich, den Kuß einen Moment zu genießen, bevor sie sich fast fluchtartig von ihm löste und sich in ihrem Rollstuhl zurücklehnte. Es war der erste Kuß eines Mannes seit.... ja seit nunmehr sechs Jahren. Sie atmete schwer, ihr ganzer Körper bebte und plötzlich waren die Erinnerungen an Hamburg wieder da, die Erinnerungen, die sie so mühsam all die Jahre verdrängt hatte. Sie sah Simon nur stumm an und rang nach Atem.

Eindeutig süßer, als Eis.. Simon genoss diesen Kuss und spürte bereits wider seine warnende innere Stimme, wie dieser zu einer Sehnsucht wurde, die an ganz anderer Stelle seines Körpers zu einem angenehmen Krippeln führte. Es wäre zu schön.. aber nein, unmöglich.. andererseits hörte man immer wieder.. Carla löste sich von ihren Lippen und ihr Art sich nahezu fluchtartig in ihren Rollstuhl zurück zu lehnen, lies auch Simon sich rasch zurückziehen. Ihr Körper bebte und obwohl er dieses schon einmal als Symptome eines Schocks an ihr erlebt hatte, dachte er nicht daran, sondern fühlte nur den Schock der Ablehnung zu Zurückweisung. Er glaubte, um Sie geworben zu haben und doch war er nicht in der Lage gewesen, ihr Herz zu gewinnen und dieser gefühlte Verlust schmerzte ihn weit mehr, als sein geprelltes Kinn oder sein Zahn. Er hatte vorloren - dabei spielte es für ihn nur eine untergeordnete Rolle, dass er genau gewusst hatte, dass seinem Charme gegenüber nahezu immung geworden war. Wie hätte sie sich auch auf mich einlassen können, hält sie mich doch entweder für einen Neonazi.Nein.. Ich Idiot! Simon fasste sich vor den Kopf, als ihm klar wurde, dass er das nun gründlich verbaselt hatte - auch für die Zukunft. Hätte er ihr doch mehr Zeit gelassen, um sich über darüber im Klaren zu werden, wer oder was er war - er hätte mehr Chancen gehabt.. aber so war es vorbei, bevor es begonnen hatte. "Entschuldigung, Carla. Bitte." Sein Bitte hatte etwas Flehendes, als er aufstand und nun seinerseits fast fluchtartig den Raum Richtung Toilette verließ. Vor dem Waschbecken stehend stützte er sich mit beiden Händen auf dem Rand des Waschbeckens ab und sah sein Spiegelbild finster an. Simon - Du bist echt das Letzte.. Ob sie wohl schwerbehindert ist.. Vielleicht meint sie jetzt, ich machte mir das zu meinem Vorteil.. Nein.. So darf sie nicht von mir denken- mich nicht so in Erinnerung behalten. Simons Gedanken spielten ein bisschen verrückt, als er auf die Toilette ging, Wasser ließ und versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Anschließend wusch er sich die Hände und ging wieder an den Tisch zurück. Zu seinem Erstaunen saß Carla noch so da, wie er sie verlassen hatte und obwohl er sicher war, dass sie ihn baldmöglichst würde vergessen wollen, hoffte er, dass sie sein Verhalten entschuldigen würde, womit auch immer. Daran, dass sein Sakko noch immer über dem Stuhl hing, hatte sie vermutlich nicht angenommen, dass er das Haus verlassen würde, obwohl sie ihr das wohl am Liebsten wäre. "Entschuldigung, Carla. Dass hätte ich niemals tun sollen." Sich und ihr ersparte er ein entschuldigendes Lächeln, denn das wäre erneut der Beginn eines Flirts gewesen, und legte sein Holster wieder an. Er schloss die Schnalle und sah sie noch einmal an, denn ihren Anblick wollte er sich einprägen. "Danke für den Abend, Carla. Ich verschwinde jetzt aus Ihrem Leben - besser ist." Er wusste, dass er, so er nicht aufgehalten wurde, jetzt einfach sein Sakko anziehen, die Jacke über die Schulter nehmen und gehen würde - und das wäre für immer. Er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass sein Stolz eine Wiederkehr nicht zu lassen würde. Seufzend nahm er sein Sakko, zog es sich über und nahm die Jacke von der Stuhllehne. Zögernd blieb er jedoch stehen, als er sah, dass Carla immer noch bebte. Sie rang ganz offensichtlich nach Atem, sah ihn stumm an und obwohl er fest davon überzeugt war, dass er der Auslöser für diese Panikattacke war, beugte er sich tief Luft holend doch leicht vor ihr die Knie. Mit dem Kloß in seinem Hals schluckte er auch einen Teil seines Stolzes hinunter. "Carla? Ist Alles in Ordnung? Sie wissen dann schon, dass ich Sie so nicht alleine lassen kann.. " und wieder dachte er, dass er keine Mädchen weinen sehen konnte und wollte und Carla schon gar nicht. [i]Wenn sie lacht, ist es wirklich herrlich anzusehen.[/i

"Simon...." Carlas Stimme war nur ein Flüstern. Sie hob die Hand, wollte ihn zurückhalten, konnte aber nur zusehen, wie der den Raum verließ. Sie spürte, dass sie ihn verletzt hatte und das war das letzte, was sie wollte. Sollte sie ihm nach, sein Sakko hatte er da gelassen und auch seine Waffe, also würde er wieder zurück kommen. Sie wollte ihm alles erklären, würde damit auch, die immer noch im Raum stehende Frage, wie sie im Rollstuhl gelandet war, beantworten, aber sie hatte auch Angst, Angst vor ihren eigenen Gefühlen, aber auch vor der Ablehnung, die unweigerlich auf ihre Erklärungen folgen würde. Ihre Gedanken rasten wild durch ihren Kopf während sie auf Simons Rückkehr wartete.
Simon kam zurück, entschuldigte sich bei ihr und meinte er hätte sie niemals küssen dürfen. Doch Carla war immer noch nicht fähig sich zu bewegen, konnte nur Simon zusehen, wie er sich anzog um dann endgültig zu verschwinden. Noch einmal kam er zu ihr herüber, kniete sich sogar vor sie hin, bevor er sie wiedereinmal fragte ob alles in Ordnung sei.
"Es ist, Simon, nicht wegen Ihnen. Die Erinnerungen... Es tut mir leid... ich wollte Ihnen nicht weh tun. Wenn Sie wollen...ich erkläre es Ihnen." Carla sah ihn unsicher an.

Wieder hörte Simon diese innere Stimme, die ihn an die Aussichtslosigkeit eines Flirts mit Carla erinnern wollte. Carla sah wirklich schockiert aus, aber er schenkte ihren Worten Glauben. Auch er kannte diese Erinnerungen - nicht nur die an die guten Zeiten, sondern eben auch jene, die sich immer mal wieder so quälend in sein Bewusstsein schoben. Ein mitfühlendes Lächeln glitt unbewusst über sein Gesicht, während er sich wieder erhob. "Was ist passiert, Carla?" Er sprach ruhig, nicht fordernd, denn aus seiner Sicht heraus, hatte er nicht das Recht, eine Erklärung zu verlangen. Ihre Zurückweisung hatte ihn zwar getroffen, aber schwerer wog die Tatsache, dass er diese wohl verdient hatte. Sie einfach zu küssen entsprach zwar seinen Gefühlen für sie, konnte aber in ihr Sehnsüchte wachrufen, die nicht gestillt werden konnten - und das war ein Ding der Unmöglichkeit. Langsam rutschte ihm die Jacke über die Schulter, so dass er sich erhob und diese quer über die Stuhllehne hing, bevor er sich setzte. Wieder beugte er sich leicht nach vorne und sah Carla ruhig an.
"Erzählen Sie's mir." Ohne seinen Blick von Carla zu wenden, nahm er sein Holster erneut ab und ließ dieses an seiner Seite hinuntergleiten. Es landete diesmal schräg hinter ihm auf der Sitzfläche, die er nicht ganz beanspruchte. Er ließ es dort liegen, obwohl er es als störend empfand. Carla sah es wohl nicht gerne, so er dieses offen sichtbar trug und er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. "Ich bin ganz Ohr.."

Oh, Mme haben Geheimnisse.. Beinahe hätte Simon diesen Gedanken laut geäußert, aber er verkniff sie sich dann doch. Carla hatte gewiss ihre Gründe dafür. Verwundert zog er eine Augenbraue in die Höhe, als sie ihn leise fragte, ob er sich in ihr Zimmer traute. Sie hatte den Kopf schief gelegt und lächelte , so dass Simon fast glauben mochte, sie flirte mit ihm, aber da war wohl auch der Wunsch Vater des Gedankens. "Ich begleitete Sie, wohin auch immer Sie wollen, Carla." Er bestätigte seine Worte mit einem Nicken seines Kopfes und griff sich zunächst sein Holster und mit der selben Hand seine Jacke. Beides gemeinsam haltend hängte er sich den Riemen des Holsters und das Sakko über die linke Schulter und folgte ihrem Rollstuhl. Sie war los gefahren, ohne auf ihn zu warten, so dass er in seiner Eile, ihr zu folgen, beinahe den Stuhl zum Umfallen brachte. Zur Tür zur Empfangshalle hatte er sie eingeholt. "Wie Sie sehen - traue ich mich." Er schmunzelte zu seiner Bemerkung, denn er hatte nichts zu fürchten - außer vielleicht, seinen Kopf zu verlieren. Kurz warf er einen Blick auf das junge Paar, so es denn eines wahr, dass sich noch in der Empfangshalle aufhielt und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Carla zu.

(-->begleitet Carla in ihr Gästezimmer)