RE: Wohnung Briana 0'Bannion - 2

Simon u. Briana

Simon hatte natürlich an der Gegensprechanlage stehend seinen Namen und Dienstgrad genannt, aber so leise, dass dies nicht von Jemandem gehört werden konnte, der unter Umständen neben ihm stand. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stieg er die Treppe hinauf. Aufmerksam sah er sich in dem Treppenhaus um, denn er wusste nicht, in welcher Wohnung er erwartet wurde. Allerdings konnte er auch die Not Frau O'Bannions verstehen. Dass diese ihre Tür nicht gerade sperrangelweit auf hat.. ist schon klar. "Frau O'Bannion?" Eine der Türen war nur angelehnt und er ging vorsichtig von der Seite auf diese zu.

"Der bin ich. Selbstverständlich." Simon zog seinen Dienstausweis aus der Innentasche seiner Jacke und hielt ihn so durch den Türspalt, dass Frau O'Bannion diesen ohne Weiteres würde lesen können. Gleichzeitig neigte er sich zur Seite, so dass sie sein Gesicht mit dem Foto auf dem Ausweis vergleichen konnte. Im Augenblick sah er diesem Bild vielleicht nicht sehr ähnlich, aber doch würde sie wohl an Augen und Brille erkennen können, dass er wirklich derjenige war, den zu sein er behauptete. Fast hatte er angenommen, Peter Derenbach oder aber sie hatte im Gespräch über den Vorfall übertrieben reagiert, aber die Angst in ihren Augen sprach da klare und vor allem andere Worte. "Lassen Sie mich rein? Es ist nicht so gemütlich - im Hausflur." Simon lachte leise und erwischte sich dabei, wie er über seine Schulter weg nach hinten sah, denn unter ihm fiel irgendwo im Haus eine Tür zu.

"Da nicht für." Simon steckte seinen Dienstausweis wieder ein und noch während er eintrat, ließ er die Tür hinter sich wieder ins Schloss fallen. "Danke, nein. Mein Bedarf daran ist zunächst gedeckt.." Kurz musterte Simon die fröstelnde Frau vor ihm und fühlte sich nahezu sofort an Carla erinnert, obwohl er bis auf diese Schocksymptome keinerlei Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen finden konnte. "Ich schlage vor, wir setzen uns zunächst - und dann erzählen Sie in aller Ruhe, was vorgefallen ist." Aus reiner Gewohnheit sah Simon sich an Frau O'Bannion vorbei in der Wohnung um. "Ist Ihnen kalt?" Er fragte wider besseren Wissens, denn er wollte das Eis zwischen ihnen brechen und Vertrauen aufbauen, damit diese junge verängstigte Frau erzählen konnte, ohne Hemmungen zu haben. "Das haben Sie gut gemacht - Herrn Derenbach angerufen. Sie sollten jetzt wirklich nicht alleine in Ihrer Wohnung bleiben."

"Ich bin mal so frei.." Das Wohnzimmer musternd zog Simon seine Jacke aus und hing sie an der Garderobe auf, bevor er ins Wohnzimmer folgte. Briana hatte ich in eine Decke gewickelt auf das Sofa gesetzt. Meinem Schritt ging er auf die Terrassentür zu, sah kurz hinaus und nickte zufrieden, als er sah, dass von dort im Augenblick keine Gefahr drohte. Die Tür war zu und hineinsehen konnte man dank einer Gardine und Vorhang auch nicht. "Wissen - Sie, die meisten solcher Androhungen werden in Wut oder Angst vor Entdeckung daher gesagt. Ich darf?" Er ließ sich in einem der Sessel nieder und ließ seine Augen kurz auf der Harfe ruhen. Interessantes Instrument.. "Was Ihren Freund betrifft bin ich nicht ganz so zuversichtlich. Auch das sind oft leere Worte, aber eben doch mit Vorsicht zu betrachten. Wo hält sich Ihr Freund zur Zeit denn auf?" Simon lächelte entschuldigend, denn normalerweise würde er das nicht gefragt haben und eigentlich konnte es ihm auch egal sein, ob Frau O'Bannion überhaupt einen Freund hatte, oder nicht. Ihn wunderte nur, dass sie nicht diesen um Hilfe gebeten hatte. Vielleicht hat er zu arbeiten, oder die führen eine Wochenendbeziehung.Dennoch war diese Frage wichtig, denn der Freund war gefährdet, so er alleine in seiner Wohnung war oder aber gerade unterwegs - wo auch immer er, denn er konnte auf dem Weg in diese Wohnung abgefangen werden.

"Na, hoffentlich nichts Ernstes?" Höflich fragte Simon nach, während sein kriminalistisch geschulter Verstand die Worte zu einem schlüssigen Bild zusammenfügte. Ihr Freund lebt also hier und vermutlich aus Afrika - das erklärt die entsprechenden Dekorationsstücke. Er scheint entweder sehr ordentlich zu sein oder einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus geplant zu haben - nichts weisst hier auf die ständige Anwesenheit eines Mannes hin.."Im Krankenhaus ist er sicher. So lange er dort ist, brauchen Sie sich keine Sorgen machen - zumindest nicht wegen dieser Drohungen gegen diesen. Sie haben schreckliches erlebt, allein schon durch das unbefugte Eindringen in ihre Intimsphäre, so dass ich ihre Ängste nachvollziehen kann und auch ernst nehme. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, damit in den nächsten Stunden umzugehen, wobei ich nicht davon ausgehe, dass der Mensch von den Stadtwerken sie erneut behelligen wird. Wahrscheinlich ist er nicht dumm und kann sich leicht ausmalen, dass sie für die nächsten Stundens sicherlich nicht alleine hier sind." Simons Blick glitt durch das Wohnzimmer, erfasste den Raum und kurz einige Titel der Buchrücken im Regal, bevor er sich dann wieder Briana zuwandte. "Gemütlich haben Sie es hier. Sagen Sie - darf ich wohl einmal ihr Bad benutzen?" Lange hatte Simon sein Bedürfnis ignoriert, aber nun machten sich die zwei Flaschen Bier doch bemerkbar. Sie oder aber ihr Freund interessiert sich offenbar für Geschichte und Archäologie - wahrscheinlich ist sie Lehrerin für Geschichte als Kollegin Peter Derenbachs.. das passt.

Simon fand das Bad sofort und während er urinierte, hörte er wie Briana sich in der Wohnung bewegte. Ein im Hintergrund plärrendes Radio gab Ruhe und er nahm an, dass Briana dieses nun abgeschaltet hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich eben allein gefühlt und dagegen schaffte so ein Radio manchmal Abhilfe. Simon betätigte die Wasserspülung und wusch die anschließend die Hände. Von draußen hörte er den Lärm der Bauarbeiten vor der Tür und hoffte im Stillen, dass diese nicht die ganze Nacht währten, denn dann wäre wohl kaum an Schlaf zu denken - auch nicht, wenn man kein traumatisches Erleben hinter sich hatte. Ein Hauch von Parfüm lag im Badezimmer in der Luft und nur unbewusst registrierte Simon, dass er weder Rasierapparat noch Rasierschaum oder Nassrasierer sehen konnte. Er unterdrückte den spontanen Impuls den Spiegelschrank oder andere Badezimmerschränke zu öffnen, denn das wäre ein unzulässier Eingriff in die Intimshäre der Bewohnerin - sogar falls diese sich irgendwie verdächtig gemacht hatte. Kurz warf er einen Blick in den Spiegel und musste plötzlich lachen. Ich sehe aus wie der Schläger vom Dienst..Mich wundert, dass sie mir Vertrauen zu schenken scheint.. Natürlich war das übertrieben, denn so schlimm sah es nun auch wieder nicht aus, aber doch so, dass man ihm durchaus eine tätliche Auseinandersetzung unterstellen konnte. Den Kopf über seine eigenen Gedanken und die Angst vor dem Kieferchirurgen schüttelnd, ging er wieder in das Wohnzimmer hinüber. "Danke - das war nach dem Bier aus nötig. Ihr Kollege hat sich leider sehr kurz gefasst am Telefon - wollen Sie mir erzählen, was sie über den Mann wissen?" Wieder setzte Simon sich in einen der Sessel und beugte sich interessiert vor, wie um nur ja kein Wort zu überhören.

Ernst hörte Simon sich die Geschichte der Lehrerin an. Er war ohnehin Niemand, der viele Gefühle äußerte oder sich über Jemanden lustig machte. Es war zwar nicht üblich, dass ein Mitarbeiter der Stadtwerke sich Frechheiten herausnahm, aber so selten, dass er diese Geschichte anzweifelte, nun auch wieder nicht. "Erpresst er sie mit dem Freund? Benutzt er diesen, damit sie stillhalten, oder.. nimmt er aufgrund dieses Treffens auf diesen an, Sie seien leicht zu haben?" Simon tat sich hörbar schwer diese Frage zu stellen, griff sie doch in die Intimsphäre ein. Dennoch war eine Antwort darauf für seine Einschätzung der Lage wichtig. "Ich will Ihnen nichts Böses, aber das wäre schon wichtig.. Wollen Sie Anzeige gegen Unbekannt erstatten?" Fragend sah Simon sein Gegenüber an, als es an der Wohnungstür klingelte. "Erwarten Sie Jemanden?" Simon fragte, noch während er sich erhob. Er würde wohl öffnen, egal wie ihre Antwort ausfallen mochte. Erst jetzt sah er die Angst erneut in ihren Augen aufflammen, so dass er beschwichtigend eine Hand in die Höhe hielt und ihre bedeutete, sitzen zu bleiben.
"Sie bleiben hier. Ich werde öffnen." Während er sich erhob schob er mit seiner rechten Hand sein geöffnetes Sakko leicht zur Seite, so dass er sofort an seine Waffe auf der linken Seite heran kommen und ziehen würde können. Das sah wie zufällig aus, so dass seine Absicht dahinter kaum auffallen mochte, war aber in Wahrheit lange eingeübt. Mit sicheren und festen Schritten ging Simon an die Wohnungstür und öffnete sie nur so weit, dass er den Klingelnden im erleuchteten Hausflur sehen konnte. Es war ein Mitarbeiter der Stadtwerke, der ein Klemmbrett bei sich hatte und einen entsprechenden Ausweis in die Höhe hielt. Erleichtert nahm Simon die Hand von seiner Pistole und bat den Mann in der Wohnung. "Es ist gut. Jemand von den Stadtwerken will das Wasser wieder aufdrehen und die Leitung spülen." Er sprach laut genug um von Briana gehört zu werden, bevor er zur Seite trat, um den Mann ins Badezimmer zu lassen.

Interessante Wendung.. "Also - Sie müssten mir schon ein bisschen Bewegungsfreiheit lassen.. " Vorsichtig um die Verängstigte nicht noch zusätzlich zu ängstigen oder zu kompromittieren löste er sich von Briana. "Ist das so?" Seine Worte klangen hart und er sah nicht so aus, als ob er sich von dem aus dem Bad kommenden Mann belügen lassen würde. Dieser kam aus dem Bad sah Briana und grinste anzüglich. Er schien über Simons Anwesenheit in keiner Weise überrascht zu sein. "oh - na, mal wieder Herrenbesuch? Da habe ich ja wohl ein Schäferstündchen gestört.." In einer Hand hatte er das Klemmbrett und in der anderen einen Schraubenschlüssel, mit dem er klemmenden Wasserrohren zu Leibe rückte. Hier war das nicht nötig gewesen, aber man konnte nie wissen - schon manches alte Rohr hatte unverhofft festgezogen werden müssen. "Die Dame hat doch hoffentlich nichts gegen Sie? Oder stoße ich hier gerade auf einen Fall von.. unsittlicher Belästigung, gar Nötigung?" Er trat einen Schritt auf Simon zu und hob dabei die Rohrzange. "Hure.. " Zu mehr Worten kam der Mann nicht, denn Simon packe ihn mit der linken Hand am Kragen und schubste ihn von sich weg Richtung Wohnungstür. "Ich denke, Sie gehen besser, nicht wahr? Wir wollen doch keine Anzeige wegen Beleidigung.. oder?" Scharf klangen seine Worte und er war sich sehr sicher, dass der Mann jetzt die Wohnung ohne Weiteres verlassen würde. "Braina - gehen Sie doch bitte schon mal ins Wohnzimmer vor.. Ich.." Weiter kam er nicht, denn der Mann vor ihm hob die Zange und schien auf ihn losgehen zu wollen. Instinktiv zog Simon den Kopf ein und zog nahezu in der gleichen Sekunde seine Waffe. So wie in der Polizeischule gelernt, verteilte er sein Gewicht auf beide Beine und hielt die Waffe mit beiden Händen auf den Mann gerichtet. "So - Sie gehen jetzt besser, mein Freund. Glauben Sie lieber, was sie sehen.. ich würde schießen." An der Stimme wurde schon deutlich, dass Simon das bitterernst meinte, denn er würde sich nicht einfach mit der Zange niederschlagen lassen und auch nicht zulassen, dass Briana etwas zustieße. Diese hatte sicher ihre Gründe, die Polizei außen vor zu lassen - sei es, weil sie keine Beweise hatte, das nicht für nötig hielt oder fürchtete, ihren Freund mit zu involvieren. Aufatmend ließ Simon die Waffe wieder sinken, als der Mann Briana nur noch einen vernichtenden Blick zu warf und die Wohnung verließ. "Pff.. das war knapp.." Simon wusste, dass er beinahe geschossen hätte und war nun froh, dass er das nicht getan hatte. Das den Kollegen zu erklären - nein. "So - Der wird so bald nicht mehr wieder auftauchen." Er sicherte die Pistole und steckte sie so selbstverständlich wieder ein, als ob das Tragen einer Waffe in Seeland an der Tagesordnung wäre - für ihn war es das ja auch beinahe. "so - Am Besten suchen Sie sich ein paar Sachen zusammen. Hier können Sie heute Nacht nicht bleiben. Wissen Sie wohin Sie gehen könnten? Freundin? Eltern?" Simons Worte ließen keinerlei Widerspruch zu und nach einem Aufenthalt in der Wohnung des Freundes fragte er nicht erst, denn dort wäre sie mit ihrer Angst alleine - und das wäre nicht gut.